Mittwoch, 21. Oktober 2015

Lyrisches von Astrid Schulzke

Geisterstunde

Erster Akt: Beschreibung der Situation

So dunkel war die Nacht,
sogar der Mond verbarg sich feige
hinter der schwarzen Wolkenmacht,
der Gatte strich noch auf der Geige
und ich allein in diesem Zimmer,
hinauf zu mir klang sein Gewimmer:

Zweiter Akt: Das Unwesen erscheint

Ein Luftzug strömt durch Kerzenlicht,
hinter dem dichten Wollgewebe
verbirgt sich längst ein Schattenwesen
mit schauderhaften Angesicht,
fletscht grinsend seine Zähne,
schüttelt das lange Zottelhaar,
die ungekämmte Mähne.

Dritter Akt: Das Spiel beginnt

Nun springt es in den Raum hinein,
das wird gewiss mein Ende sein,
das wird gewiss mein Ende sein!
Mein Leib erbebt, die Haut spielt Gans,
der Gatte geigt den Geistertanz.

-  doch greift es nur zum Besen,
   dies fürchterliche Wesen.

Dies unerhörte Nachtgespenst
fährt sich mit Geisterhand
durch dieses Struppgeflecht,
benutzt den Stubenreiniger,
als Strubbelhaarglattpeiniger.

Der Unterleib der Nachterscheinung
Ist nicht ganz echt - ist meine Meinung,
vom Nabel abwärts ist er Stier,
mit Beinen von der Anzahl Vier
und einem riesigen Gemächt,
also von männlichen Geschlecht.

Vierter Akt: Doppeltes Grauen

Ganz plötzlich reißt die Türe auf,
hinein mit Geige, im vollen Lauf
erstürmt der Gatte meine Kammer,
so weiß wie Wachs, was für ein Jammer:

Ich spielte unten meine Weise
und plötzlich kam ein Wesen leise
von hinten an mich angekuschelt,
hat mir dabei ins Ohr genuschelt:
Mein liebster Geiger, komm´ mit mir,
ich zeige dir mal meine Zier.
Ich dreh mich um, du glaubst es nicht,
da springt ein Geist in mein Gesicht,
Das Teil, das stank wie Rattenpisse,
ach,wie ich dich doch so vermisse.
Darf ich in deinem Bettchen liegen,
werd´dich auch in den Schlafe wiegen.

Fünfter Akt: Erlösung

So dunkel ist die Nacht,
sogar der Mond verbirgt sich feige,
hinter der schwarzen Wolkenmacht,
im Sessel liegt die olle Geige,
der Wind pfeift durch den Lüftungsschacht.





Die Ballade von der schlauen Sonja

Fünf Wörter Gedicht 

In eines Waldes tiefem Grunde,
lebt Sonja, nur mit ihrem Hunde,
es geht ihr gut, sie lebt recht fein,
würd sie nur nicht so einsam sein.
„Ich sollte mir nen Kerl zulegen,
der könnt dann auch die Stube fegen“.
Gedacht, getan, das mit dem Mann,
sie macht sich an den Förster ran.



Das war natürlich nicht so leicht,
wie ihr vielleicht vermutet,
sie hat den Kerl nämlich verhext,
auf seinem Horn getutet.
Doch lasst mich euch erzählen,
wie Sonja es begann,
das Weib ist eine Weise,
viel schlauer als ein Mann:


Erst braute sie nen Zaubertrank,
in ihrem alten KOCHTOPF,
normalerweise macht der schlank,
doch nicht bei diesem Schwachkopf.
Dazu, ihr werdet es nicht glauben,
buk sie ne TORTE ihm, aus Trauben,
dann RISS sie sich nen Schlitz ins Kleid,
fast bis zur Scham, sie war bereit!


Als sie so bei der Fichte stand,
in ihrem schamlosen Gewand,
den Kelch mit blauen Gift gefüllt,
das liebliche Gesicht verhüllt,
war es um Förster Hans geschehen,
denn plötzlich konnt er nicht mehr gehen.


Nachdem er von dem Zeug getrunken,
ist er ihr vor die Knie gesunken,
fraß auf das fette Sahneteil,
schnell band ihn Sonja mit dem Seil,
nahm die, nun schlaffe Manneshand,
und führte sie ins Wunderland.

Den TRAUSCHEIN hat er unterschrieben,
denn Sonja konnt´ vortrefflich lieben.

Nun leben sie im Wald zu dritt,
der Hans, die Sonja, Baby Gritt.

Still, hört ihr Sonja singen?
Ich höre es wohl klingen,
Ein WIEGENLIED von Zauberart,
so sanft und heiter, mild und zart.




Mama

Dein Leben war Musik und Tanz,
war Weinen, Lachen, Asche, Glanz,
der Sommer sprosste dein Gesicht,
aus blauen Augen strahlte Licht.

Und huschten Schatten an der Wand,
die Dürre trocknete das Land,
tränkte dein warmes Herzensblut
die Menschen, schenkte neuen Mut.

Im Himmelsgarten klingen Geigen,
sie spielen auf zum letzten Reigen,
Du bist nun frei, fliegst mit dem Wind,
mein Auge folgt dir tränenblind.





Sauwettermelodie

Am Himmel hängen olle Geigen,
gefüllt mit kalten Regengüssen,
sie spielen auf zum schrägen Reigen,
ich wünschte mir, sie würden schweigen,
dafür würd` ich ´ne Unke küssen.

Was gäbe ich für etwas Sonne,
im Herzen und auch anderswo,
die Liebe wäre eine Wonne,
doch leider leb ich wie ´ne Nonne,
statt frisches Gras nur altes Stroh.

Das Pflaster spiegelt dunkle Mauern,
von Fenstern rinnt ´ne graue Brühe,
wie lange wird die Folter dauern,
soll ich noch länger darauf lauern,
es lohnt sich nicht, zu viel der Mühe.

Was täte ich für eine Kanne,
gefüllt mit süßem Honigwein,
den füllte ich mir in die Wanne
und träumte darin von ‘nem Manne,
das dürfte ganz vortrefflich sein.

Es gleiten Finger über Tasten,
geschmeidig eilen sie daher,
wer will darf gerne weiter fasten,
damit will ich mich nicht belasten,
die Melodie gefällt mir sehr.





Die Rose
So zart der Knospe reife Frucht
und lieblich ihrer Blüte Duft,
so weich der Blätter rosa Saum,
wie schön ist es dich anzuschauen.






Selbstbestimmt

Das ist es nicht, was mich am Leben hält,
nicht deine Rede und auch nicht dein Leib.

Mein Atem strömt und füllt die Welt,
die ich mein eigen nenne
in kunterbuntes Zauberlicht.

Du bist an meiner Seite 
und bist mir wohl auch Wert,
doch ohne dich wird sich das Rad der Zeit
genauso schnell im Kreise drehen.

Die Winde wehen
uns - und mich -
ich bleibe ich



Wenn ich ein Vöglein wär

Mit federleichten Flügelschwingen,
durch graue Wolkenfelder dringen,
hinauf ins zarte Himmelblau.

Nie mehr dies irdisch, harte Ringen,
mit Grausen falsche Töne singen
und diese blöde Nabelschau!

Dort oben würde ich nur gleiten,
durch diese unendlichen Weiten,
die Lippen nass vom Sonnentau.

Ach, könnt ich doch ein Vöglein sein,
nie wieder müsste ich dann weinen,
und wäre keine arme Sau.







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